Schauweinberg
Unterhalb der Friedensburg legt unsere Weinbaugemeinschaft einen Schauweinberg an. Wir präsentieren Ihnen entlang des Weges zur Friedensburg Sorten wie: Müller-Thurgau, Riesling, Spätburgunder, Traminer, Silvaner und Johanniter. Sie können für die Stöcke Rebstockpatenschaften→ übernehmen. Im Unterstockbereich setzen wir eine vielfälltige, ortstypische Bepflanzung für Weinberge um. Es braucht Zeit, bis sich die Natur entfaltet.
Rebstock-Patenschaft
Übernehemen oder verschenken Sie eine persönliche Rebstockpatenschaft an dem Schauweinberg an der Friedensburg.
Sie fördern damit die Kulturlandschaft der Radebeuler Lößnitz.
Die Patinnen und Paten erhalten:
• eine persönliche Patenschaftsurkunde
• eine Flasche Meißner Wein, Lage Radebeuler Steinrücken
• pro Jahr eine Einladung vor Ort mit Erklärungen zum Wachstumsstand
• Name auf Hinweisschild
Sie haben folgende Patenschaftsmöglichkeiten:
• verschenken Sie eine einjährige oder mehrjährige Patenschaft
Kosten:
• Die Kosten betragen für eine einjährige Patenschaft 70,- EUR
• und für eine dreijährige Patenschaft 200,- EUR
Bemerkungen:
Die Laufzeit der Patenschaft beginnt ab Bestelldatum, sofern kein anderes Datum gewünscht wird.
Die Einladung zur Übergabe der Urkunde und der Flasche Wein wird per Mail versendet.
Audioguide
Zusammen mit dem Tourismusverband Elbland Dresden e.V. entstand für den Standort ein Audioguide.
Gleich mal reinhören →
Die Weinstöcke an der Mauerseite vom Schauweinberg
Text folgt:
Erziehungsformen von Weinreben
Trierer Rad Wir zeigen Ihnen eine spezielle Erziehungsform aus Rheinland-Pfalz. Diese wurde in den 1980er Jahren in Trier entwickelt. Die Reben werden von oben nach unten erzogen. Auf den Außenkranz des Rades werden von einem zentralen Stamm zwei bis drei Kordone (Schenkel) aufgelegt, die jeweils einen nach außen ragenden etwa 30 bis 40 cm lange Ruthe sowie ein bis zwei Ersatz-Zapfen tragen. Die sich entwickelnden Triebe wachsen anfangs nach oben, neigen sich dann aufgrund der fehlenden Unterstützung zur Seite und werden schließlich aufgrund ihres Eigengewichts nach unten gezogen.
Geschichte der Radebeuler Bergbeere
Die Erdbeere ist zurück in Radebeul
Bis weit ins zwanzigste Jahrhundert war der Weinort an der Elbe berühmt für seine besonderen Erdbeeren. Über einige Jahrzehnte gab es hier sogar eine Erdbeerbörse, die den Preis des Obstes regelte. Denn pro Saison wurden bis zu 100.000 Kilogramm allein als Frachtgut nach Berlin und Leipzig verschickt. Versandt wurden die Früchte in kleinen Spanschachteln, wegen ihrer ovalen Form ‚Ei des Kolumbus‘ genannt.
Sie symbolisiert Verlockung und Sinnenfreude, ist aus Legenden und Märchen ebenso wenig fortzudenken wie aus der Kunst, vor allem der Malerei. So steht sie in der christlichen Ikonographie für Frömmigkeit und wird als Begleitpflanze gern Maria zur Seite gestellt. Und sie hat einen festen Platz im sächsischen Radebeul. Die Rede ist von der Erdbeere oder Bergbeere.
Ihre Blätter ähneln denen von Rosen, sie haben jedoch keine Dornen. Auch botanisch entstammt die Erdbeere der Familie der Rosengewächse. So unwiderstehlich, dass sie in Radebeul gar den Platz einer anderen überaus beliebten Frucht einnahm, macht sie jedoch ihr köstlicher Geschmack. Als nämlich um 1907 die königlichen Weinberge in der Hoflößnitz gerodet wurden, weil sich die Reblaus seit zwei Jahrzehnten ‚erfolgreich‘ durch die Wurzeln der Reben fraß und dabei eine achthundertfünfzig Jahre währende Weinbaukultur beinahe zerstört hätte, schlug die Stunde der Radebeuler Bergerdbeere. Von nun an dienten die Weinberge dem Anbau der wohlschmeckenden Frucht, die hier ein wahres Erdbeerenland begründete, das sich bis nach Diesbar-Seußlitz erstreckte. Genau genommen waren es zwei Sorten, die die Hügel rund um Radebeul mit ihren zauberhaften weißen Blütensternen, den grünen Blättern und roten Früchten bedeckten: die Bergerdbeere und die kleinere und sehr aromatische Walderdbeere. Genau wie der Weinbau bedeutete auch der Erdbeeranbau harte Arbeit, während der Erntezeit von morgens früh bis spät in die Nacht. Zugleich bot er vielen Menschen in der Region Lohn und Brot.
Erste Händler bezogen zu Erntebeginn Quartier im Gasthof in Zitzschewig. Mit sich erweiterndem Anbau kamen von Jahr zu Jahr immer mehr Händler und Ankäufer, die ihren Bedarf sicherten. Eine eigene Erdbeerbörse entstand und regelte den Preis der Früchte. Dazu orientierten sich die Händler an den täglich wechselnden Marktpreisen in den Bestimmungsorten. Diese erfuhren sie durch Telegramme, die täglich aus den Absatzorten im Postamt von Kötzschenbroda eintrafen. Anschließend beratschlagten die Händler im Bahnhofs-Restaurant und legten den neuen Tagespreis fest.
Schließlich wurden bis zu 100.000 Kilogramm Früchte pro Saison als Frachtgut nach Berlin und Leipzig verschickt. Kamen die Früchte aus einem entfernter liegenden Anbaugebiet im Meißner Land, wurden sie zunächst per Dampfer zu den nächsten Bahnstationen transportiert. So berichten noch heute ehemalige Erdbeerbauern, dass sie als Kinder immer pünktlich an der Dampfschiffanlegestelle in Diesbar sein mussten, um ihre Ernte abzuliefern.
Verpackt waren die kleinen roten Früchte in speziellen Spanschachteln, deren Größe zwischen einem, eineinhalb und zwei Litern variierte. Wegen ihrer ovalen Form wurden sie ‚Ei des Kolumbus‘ genannt. Verstaut in Weidekörben und als Eilgut mit der Eisenbahn transportiert, gelangten sie schließlich an ihre Bestimmungsorte.
Es gab auch Lieferverträge mit einzelnen Händlern. Hierbei dienten die Spanschachteln den Händlern als Sicherheit, die georderte Menge der begehrten Früchte auch wirklich zu erhalten. Denn die Händler versorgten die Produzenten mit ihren eigenen Spanschachteln, die mit dem Namen des jeweiligen Händlers bedruckt waren. Befüllt mit Erdbeeren durften sie nur an die Eigentümer zurückgeliefert werden. Doch die 100.000 Kilogramm Frachtgut stellten nur einen Bruchteil der gesamten Erdbeer-Ernte pro Jahr dar. Täglich fuhren beispielsweise bis zu sechzig Handelsfrauen nach Dresden und ins nähere Umland, um die Erdbeeren an Hotels, Konditoreien sowie Wochenmärkte zu bringen. Zu DDR-Zeiten belieferten einige Erdbeerbauern auch die Interhotels. Mancher Korb soll dabei erst gar nicht den Weg in die Küche gefunden, stattdessen den Erzeugern gute Nebeneinkünfte gesichert haben.
Zur Hochzeit des Erdbeer-Anbaus hatten die Händler und Ankäufer ihre Aufenthaltsorte bereits von Zitschewig nach Kötzschenbroda und Coswig verlegt, weil diese näher an den Bahnstationen lagen. Dort stieß man nun mit Erdbeerbowle - statt wie in Zeiten des Weinbaus mit Most - auf gute Geschäfte an.
Die älteren Radebeulerinnen und Radebeuler werden sich vielleicht noch an die Erdbeerzeit in diesem Ort erinnern. Denn längst hat der Wein das Meißner Anbaugebiet und damit auch Radebeul mit einer neuen Strategie zurückerobert. Aufgepfropft auf amerikanische Unterlagen, die deutlich resistenter gegen die Reblaus sind, werden seit ein paar Jahrzehnten erneut einheimische Rebsorten angebaut. Und das überaus erfolgreich. Das Erdbeerland scheint heute endgültig der Vergangenheit anzugehören.
Oder doch nicht? Denn wirklich fort aus den Weinbergen rund um die Niederlößnitz war die Radebeuler Erdbeere nie. „Eine Winzerin entdeckte noch ein paar Pflanzen in einem verbuschten Teil ihres Weinbergs unterhalb des Jacobsteins. Diese hatten sich dort über die letzten Jahrzehnte gehalten“, so die dort wohnende Winzerin. „Die Frau erkannte die Bergbeere sofort, hatte sie doch als Kind die besonderen Beeren geerntet, während ihre Mutter sie dann zur Sammelstelle und später in die Hotels befördert hatte. Die Winzerin grub die Erdbeerpflanzen aus und zog sie unter einem Nussbaum im selben Berg vor.“
Und so gibt es tatsächlich Hoffnung auf einen Neustart der Radebeuler Erdbeere. Carsten Puhlmann von der Weinbaugemeinschaft: „In unserem Schauweinberg unterhalb der Friedensburg haben wir die Bergbeere wieder angepflanzt und vermehren sie dort langsam.“ Noch ist sie ein Geheimtipp, aber vermutlich nicht mehr lange. Denn sie schmeckt einfach köstlich.
Susanne Witzigmann
Weinbergsvegetation
Text folgt: